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Bittere Pille im Bezirksderby

Gross war der Andrang auf die Frohberghalle am letzten Samstag. Viele Fans von Handball Stäfa und dem TSV Meilen wollten die brisante Partie mitverfolgen und ihr Team anfeuern. Brisant ist die Partie deshalb, weil das Derby zwischen Meilen und Stäfa schon einerseits historisch vorbelastet ist. Wenn man mit ehemaligen Handballern aus Stäfa oder Meilen spricht, hört man heraus, dass man gegen niemand weniger gern verliert, als den jeweils anderen. Von einer Rivalität wie zwischen Schake und Dortmund kann zwar keine Rede sein, doch es geht in diese Richtung. Andererseits vertraut der TSV Meilen in seinem Kader vornehmlich auf Spieler, welche ihre Ausbildung in Stäfa genossen haben. Das heisst, die Kontrahenten kennen sich und haben teils sogar über viele Jahre gemeinsam auf dem Handballfeld gekämpft. Es war also angerichtet für einen spannenden 2. Liga-Match.

Die Meilemer zeigten von Beginn weg, dass sie sich wohl fühlen auf dem Frohberg. Sie brauchten keine Anlaufzeit und konnten die Stäfner 1:5 distanzieren. Dass der Stäfner Motor jeweils etwas Zeit benötigt, bis er auf Hochtouren läuft, weiss man in dieser Saison. Doch die Hausherren kamen rechtszeitig auf Betriebstemperatur und glichen in der 10. Minute auf 5:5 aus. Von da an war das Derby lanciert. Man schenkte sich nichts. Die Schiedsrichter hatten Mühe ihre Linie in dem Handballfight zu finden und so setzte es Zweiminutenstrafen auf beiden Seiten, auch wenn der Match zu keiner Zeit unfair ausgefochten wurde. Die Meilemer hatten in der ersten Hälfte immer leicht die Nase vorn und so stand es zur Pause 12:14.

In der zweiten Hälfte sah es dann eine Zeit lang sogar so aus, als müssten die Stäfner sich klar geschlagen geben und so war der Stäfner Coach Thomas Gschwend beim Spielstand von 18:22 gezwungen eine Auszeit zu nehmen. Danach zeigte das Heimteam nochmals Herz und kämpfte sich systematisch zurück. Beide Zuschauerlager feuerten ihr Team lautstark an. Beide Coaches dirigierten ihre Spieler. Beide Teams verteidigten hart und wollten den Kampf für sich entscheiden. Die Folge war ein Spiel auf Messers Schneide und zwei rote Karten, je eine für Meilen, eine für Stäfa – eine weitere Disqualifikation sollte folgen. 30 Sekunden vor Ablauf der Spielzeit stand es 24:24. Die Stäfner Verteidigung erwartete den Wurf aus dem Rückraum. Die Meilemer jedoch spielten eine Finte und brachten den Ball zu ihrem Kreisläufer. Dieser konnte nur noch regelwidrig gestoppt werden. Penalty für Meilen! Für das Foul kassierten die Stäfner die blaue Karte. Das heisst im Handball, dass man eine Disqualifikation erhält, welche noch Spielsperren nach sich zieht. Das Foul war nicht überhart, aber weil es in den letzten 30 Sekunden geschah, sieht das Regelwerk eine solch drastische Strafe vor. Die Meilemer schickten ihren besten Mann an die Siebenmeterlinie. Fetah Murina – natürlich Ex-Stäfner – zeigte keine Nerven und schoss die Meilemer in den Handballhimmel.
Schade für die Stäfner, deren Aufholjagt nicht belohnt wurde. Sie fanden über das gesamte Spiel nie zu ihrer Höchstform, hätten aber einen Punkt sicherlich verdient gehabt.
Nach dem Derbyfight sah man Handballer aus Stäfa und Meilen gemeinsam bei einem Bier den Match nochmals besprechen. Aussenstehende hätten nicht gedacht, dass sich diese Handballer bis vor kurzem auf dem Feld bekämpften. Doch auch das gehört zum 2. Liga-Handball.

Autor: Florian Mörgeli, Fotos: Benbox/Ben Fischer

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